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Journalistische Splitter

Gewerkschaft und PDS

„Es hieß, Gewerkschafter dürfen Vorstandsarbeit in sozial- und kulturpolitisch relevanten Vereinen als Arbeitszeit abrechnen. Als die Möglichkeit bestand, daß ein verdi-Gewerkschafter wegen groben Führungsfehlern als Vereinsvorsitzender abgewählt werden könnte, wurde er -aus Angst seinen Arbeitsplatz zu verlieren- zum menschlichen Vieh, das im Komplott mit einem DGB-Gewerkschafter und einem PDS-Vertreter den wichtigsten Angestellten des Vereins mittels Schikanen zur Selbstkündigung zu zwingen versuchte, verleumdete, unter bewußter Ausnutzung fehlenden Kündigungsschutzes ohne Begründung aussperrte und fristgerecht entließ, Mitgliederversammlungen verzögerte, Untersuchungskommissionen auflösen ließ... wer protestierte, wurde verleumdet...“

Polizei in Berlin

Polizisten sagten, daß es von der Polizei aufgegebene Bezirke gäbe und das man vorher recherchieren müsse, wo man hinziehe. Das Argument, daß die Polizei überbelastet sei, scheint nicht glaubhaft, weil Polizisten lange Telefongespräche führten, um zu sagen, daß die Polizei aus Zeitgründen nichts unternehme, um Diebe aufzuspüren, es würden nur Fahndungslisten ausgefüllt. Gleichzeitig legten andere Polizisten Passanten Unterschriftenlisten für den Antrag auf ein Volksbegehren vor, der Senat müsse vorfristig abgewählt werden, damit mehr Polizeischutz in der Stadt sein könne.

Die Berliner Polizei scheint im Streik.

Torsten K: Die Polizisten veranlaßten keinen Funkruf, obwohl das gestohlene Auto sehr auffällig war. Sie wollten nicht notieren, was es auffällig machte. Sie sagten, daß ich in einigen Wochen Bescheid von der Staatsanwaltschaft erhalten würde, daß das Verfahren eingestellt sei. Ich bekam nach acht Tagen Zettel mit dem Aufdruck Eilt, in dem ich Details notieren konnte. Die Polizei sagte: Mehr geschehe nicht.

Ines E: Ein Polizist nannte den Diebstahl eines Autos einen Bagatelldelikt und verglich den Verlust mit dem Tod eines Kanarienvogels. Ich meldete der Polizei, daß unser Auto zuletzt Richtung Polen gesehen worden war und fragte, ob das Fahndungsfoto an die polnische Polizei gegeben werden könnte, der Polizist schnauzte ins Telefon, wie ich mich erdreisten könnte, zu glauben, daß die Polizei nach unserem geklauten Auto recherchiere, ich könne an den polnischen Ministerpräsidenten schreiben. Er haute den Hörer hin. Er hatte uns verhöhnt, weil wir eine Belohnung für das Ergreifen der Täter ausgeschrieben hatten, gefragt, ob wir das Geld im Wohnzimmer versteckt hätten.

Gerrit G.: Bei einem weiteren Diebstahlversuch in unserer Straße meinte der Beamte, daß jede Nacht ein VW-Bus in Neukölln verschwindet...

Rechtsanwalt J.: Das gestohlene Auto eines Senators war in drei Tagen wieder gefunden.
Mein Sohn wurde sexuell belästigt. Wir erstatteten Anzeige bei der Polizei, mein Sohn beschrieb den Täter. Der Polizist sagte: Wir können nichts tun, solange wir den Namen vom Täter nicht kennen. Die Polizei hatte Festgenommenen den Kontakt zum Anwalt verweigert. Ich habe mir daraufhin die Ausbildungsunterlagen der Polizei angesehn, sie waren in Ordnung. Ich habe keine Erklärung.

Joachim M: Ich hatte ein gestohlenes Auto recherchiert, der Polizei gemeldet. Sie fuhr nicht hin, sondern schrieb an den Halter, daß er das beschlagnahmte Auto am nächsten Tag bei der Polizei abliefern soll. Er meldete das Auto am nächsten Tag als gestohlen.

Tobias W.: Am Alexanderplatz soll ein Fahrrad vor den Augen der Polizei gestohlen worden sein, die Polizei habe nicht reagiert. Wir diskutierten, ob im Polizeiauto keine Polizisten sondern Statisten (Arbeitslose in Polizeiuniformen) saßen, die gar nicht eingreifen dürften und nur Präsens von Polizei zeigen sollen... Ich dachte, daß das auch ein Job für mich sein könnte, Kaffee zu trinken und Geld zu erhalten.

Mareike F: Ich hatte die Polizei angerufen, weil in der WG eine Frau so durchdrehte, daß ich Angst hatte, daß sie sich oder mir etwas antut. Ich wollte, daß sie ruhig gestellt wird, eine Spritze erhält. Der Polizist fragte, ob die Frau eine Straftat begangen hat. Ich sagte: Noch nicht. Er sagte, ich könne sofort anrufen, sobald es geschehen ist, er werde mit meinem Anruf rechnen.

Lockangebot: billige Miete

"Die Wohnung wurde auf dem Wohnungsmarkt angeboten, aber sie war nicht renoviert; sie würde erst im Februar bezugsfähig sein. Der Vermieter lockte mit einer billigen Miete. Die Wohnung wirkte seit Jahrzehnten nicht renoviert. Eine Maus kroch rum. Die Farbe auf den Wänden schien Erstanstrich: Dunkelbraun, grün und schwarz. Er schlug immer wieder durchs Weiß. Wir verputzten die Wände neu. Die Küche war im Stil der sechziger Jahre hellblau und rosa lackiert. Der Fußboden war mit zerbröselnden Farbanstrichen verklebt. Wir zogen die Farbe ab und lackierten das Holz. Auch von der Flügeltür, die mit Pappen verklebt gewesen war. Ein Balken unter den Dielen war verfault... Der Blick aus dem Fenster war so grau und trostlos, daß wir die Fenster bemalten. Wir hatten eine Etagenheizung, aber Kohlegase strichen durchs Haus. Alkoholiker pinkelten ins Haus. Der Vermieter hatte uns bis zum Februar die Miete erlassen, wir bezahlten Arbeitsgeräte und Farben. Als wir die Wohnung nach Monaten renoviert hatten, kündigte der Vermieter eine Mieterhöhung um 51 Euro auf die ortsübliche Miete an, ohne die Arbeitsleistungen bezahlt zu haben.".

Unperfekthaus in Essen

Soziale Experimente gelten gewöhnlich nicht als Erfindungen sondern Experimente. Häuser, in denen Menschen kostenlos Räume zum Arbeiten Verfügung gestellt werden, gab und gibt es da und dort in der Welt. Herr W. realisierte eine Geschäftsidee, die er auf ihre Realisierbarkeit hin testet, es ist unsicher, ob sie funktionieren wird: Er fordert Geld für Eintritt in ein Haus, in dem Menschen, die aus Geldgründen/wegen Notsituationen über keine eigenen Arbeitsräume verfügen, Besuchern wie Zootiere zur Verfügung stehen sollen. Er nennt sein Haus eine Art Museum. Er fordert für jeden genutzten Quadratmeter 2 Stunden -öffentlich- kreative Arbeit in der Woche, für die Benutzung eines Raumes von 20 Quadratmetern vierzig Stunden. Es können nur die Menschen zu den „Kreativen“ kommen, die Eintrittsgeld an ihn zahlten, das gilt auch für Freunde und Familienangehörige...

Wenn zwei Menschen ein Gespräch führen, von denen der eine Wirtschaftsentwicklungen in ihrer Wirkung auf Kulturprozesse hinterfragt und der andere damit beschäftigt ist, kulturpolitische Probleme aufzuspüren, die für eine Geschäftsidee interessant sein könnten, gibt es Auseinandersetzungen. Es ist innerhalb des Denksystems eines Mannes, der sich selbst als „erfolgreicher Geschaftsmann“ bezeichnet, verständlich, Menschen, die trotz international anerkannter Fähigkeiten im Arbeitslosengeld2Status leben müssen, als „gescheitert“ zu betrachten, unverständlich blieb aber, daß er Bezahlsysteme für die Nutzung von Informationen von Software einfordert, aber Informationsmaterial, das in Bildern und literarischen Texten steckt, vom Recht auf Bezahlung im Fall einer Benutzung ausdrücklich ausnimmt, ohne andererseits eine Grundabsicherung von Künstlern zu befürworten.

Die Idee des Unperfekthauses weckte bei längerem Nachdenken einen Alptraum - ein Politiker könnte sagen: „Sozialhilfeempfänger gelten als nicht arbeitsfähig. Kinder zu erziehen, ist Arbeit. Die Pisastudie zeigte, daß Kinder, die in ärmlichen Verhältnissen leben, leistungsschwächer sind. Zwei einzelne Personen haben laut Sozialhilfegesetz Anrecht auf einen Wohnraum von hundert Quadratmetern, Menschen, die Kinder zeugten oder zeugen könnten, nur auf sechzig, sie erhalten weniger Geld als Menschen, die nur in einer Wohngemeinschaft leben. Das ist politisch die richtige Richtung. Wir könnten alle Bedürftigen zu einer Bedarfsgemeinschaft erklären und ihnen Gemeinschaftsräume zur Verfügung stellen, jedem ständen zehn Quadratmeter Privatraum zu und der erniedrigte Sozialhilfesatz. Wir könnten jeden Monat einen Tag der offenen Tür organisieren, um Patenschaften von Geschäftsunternehmen und Privatpersonen zu erleichtern. Wir könnten eine Internetcam anbringen, den Zugang zur Webseite verkaufen. Bedürftige könnten sich den Lebensunterhalt verdienen, ohne auch nur eine Stunde arbeiten zu müssen und hätten das Selbstbewußtsein, niemandem zur Last zu fallen. Die Außerirdischen in den Filmen sahen nicht aus wie kuschelige Teddies. Aber wir haben E.T. liebgewonnen. Auch die Solzialhilfe- und Arbeitslosengeldempfänger hätten eine Chance, egal wie arm und häßlich sie sind, ein Liebling zu werden.“

Geld wurde erfunden, um Waren und Fähigkeiten unkompliziert austauschen zu können. Waren und Fähigkeiten liegen zur Zeit weitgehend brach, weil sich das Geld in immer weniger Händen konzentriert. Die, die über Geld verfügen, mißbrauchen die Notsituationen der Menschen, die keine Geldreserven haben, um sie in Arbeitsverhältnisse, in denen sie nicht oder nur gering bezahlt werden, zu nötigen. Weil sie gering bezahlt werden, haben sie keine Möglichkeit, Geld anzusparen, um Nötigungs- und Ausbeutungssituationen entkommen zu können.

Herr W. erhielt für seine Idee einen Innovationspreis.

 

 


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